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Digitale Therapie bei chronischem Tinnitus: 3 Apps im Vergleich

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) und Apps gewinnen für Patient*innen und Ärzt*innen zunehmend an Bedeutung. Besonders bei der Behandlung von chronischem Tinnitus zeigen sich hier vielversprechende Möglichkeiten, um Versorgungslücken zu schließen.

Leitlinien für chronischen Tinnitus

Die Leitlinien von 2021 empfehlen hauptsächlich die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als wirksame Behandlungsmethode für chronischen Tinnitus. Weitere anerkannte Maßnahmen sind ausführliche Aufklärung (Counseling), Hörgeräteversorgung bei entsprechender Indikation sowie Physiotherapie bei Verspannungen im Halswirbelsäulen- oder Kiefergelenksbereich.

Im Gegensatz dazu haben oft empfohlene Ginkgopräparate, Noiser oder Soundtherapien keine ausreichende Evidenz. Auch Kortisoninfusionen oder ITC-Therapien sind für die Behandlung von chronischen Ohrgeräuschen nicht geeignet.

Tinnitus-Apps: Eine wirksame Ergänzung?

Obwohl es zahlreiche therapeutische Empfehlungen für chronischen Tinnitus gibt, besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Leitlinien und der Versorgungsrealität. Ein Beispiel hierfür ist die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz für eine kognitive Verhaltenstherapie. Apps können diese Lücke einfach schließen. Diese drei Tinnitus-Apps werden häufig verordnet:

1. Tinnitracks:
Bei Tinnitracks handelt es sich um eine Notched-Noise-Therapie, die ursprünglich von Prof. Pantev entwickelt wurde und bei der die Tinnitusfrequenz aus Musik herausgefiltert wird. Die anfänglichen Hoffnungen, hiermit den Tinnitus positiv beeinflussen zu können, erwiesen sich allerdings als trügerisch: Alle neuen Studien zeigen eine deutliche Evidenz gegen eine Wirksamkeit.
Fazit: Vorsicht also bei der Verschreibung! Selbst wenn die Krankenkassen die Behandlung teilweise vergüten, hat sie keinen nachweisbaren Effekt und eine Verordnung entspricht nicht den wissenschaftlichen Leitlinien.

2. Kalmeda:
Kalmeda bietet neben einem initialen, kostenlosen Counseling eine Kognitive Verhaltenstherapie in Form einer Akzeptanz- und Commitmenttherapie. In einem mehrmonatigen Übungsprogramm lernen die Betroffenen, ihre Reaktion auf den Tinnitus so zu verändern, dass die Tinnitusbelastung nachhaltig sinkt. Aufgrund der guten Studienergebnisse wurde Kalmeda 2020 als erste digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) gelistet. Kalmeda kann seitdem budgetneutral und zuzahlungsfrei verordnet werden. Für die gesamte Therapie sind dazu bis zu 4 Verordnungen à 90 Tage erforderlich.
Fazit: Kalmeda entspricht in vollem Umfang den wissenschaftlichen Leitlinien und bietet ein kostenloses initiales Counseling.

3. Meine Tinnitusapp:
Meine Tinnitusapp beinhaltet ein Counseling mit psychoedukativen Ansätzen und ist ebenfalls als DiGA gelistet. Eine kognitive Verhaltenstherapie ist nicht Bestandteil der App.
Fazit: Meine Tinnitusapp berät Patient*innen entsprechend den Leitlinien, bietet aber keine vollständige Therapie.

DiGAs in der HNO-Praxis

Die Behandlung von chronischem Tinnitus ist herausfordernd. Entscheidend ist die Wahl evidenzbasierter Therapien. DiGAs bieten eine wissenschaftlich fundierte und leicht zugängliche Lösung, um Patient*innen direkt zu unterstützen. Um den Einsatz in der HNO-Praxis optimal zu gestalten, bieten wir HNO-Ärzt*innen regelmäßig Tipps und Informationen zu DiGAs – von der Verordnung über die Preisgestaltung bis hin zu Umfragen!

Dr. Zander im Interview: Wie junge HNO-Ärzt*innen unser Facharztnetz stärken

 

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