Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen macht auch vor HNO-Praxen nicht halt. Vor allem medizinische Fachangestellte (MFA) sind gefragt – und schwer zu finden: Durchschnittlich dauert es 76 Tage, bis eine offene MFA-Stelle neu besetzt werden kann. Viele Praxen denken daher um – und entdecken Quereinsteiger*innen als wertvolle Unterstützung.
In HNO-Praxen mit vielseitigem Patientenaufkommen kann die Integration von Quereinsteiger*innen ein echter Gewinn sein.
Die Motive für den Wechsel ins Gesundheitswesen sind vielfältig – und häufig sehr persönlich: Viele Quereinsteiger*innen suchen eine berufliche Tätigkeit mit Sinn, die zugleich gesellschaftlich relevant ist. Andere schätzen die stabilen Rahmenbedingungen einer Arztpraxis, geregelte Arbeitszeiten ohne Wochenenddienste oder die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In einer Umfrage des PKV-Instituts gaben rund 50 % genau das als Hauptgrund für ihre Umorientierung an.
Die Herkunftsberufe der Befragten sind dabei so vielfältig wie ihre Motivation: Viele kommen aus dem Einzelhandel, der Verwaltung oder der Gastronomie. Ein Drittel bringt bereits Erfahrungen aus dem Gesundheitswesen mit, z. B. aus der stationären oder ambulanten Pflege. Doch auch ohne medizinischen Hintergrund finden viele ihren Platz in der Arztpraxis – und sind begeistert: 97 % der befragten Quereinsteiger*innen würden sich rückblickend wieder für diesen Schritt entscheiden.
Ausschlaggebend für den erfolgreichen Wechsel sind laut Umfrage vor allem eine gute Arbeitsatmosphäre, ein unterstützendes Team und eine strukturierte Einarbeitung. Fast zwei Drittel der Befragten fühlen sich vom Team gut begleitet, rund 40 % nehmen an einer Weiterbildung teil, etwa ebenso viele profitieren von Mentor*innen. Auch für HNO-Praxen bietet sich hier eine große Chance: Denn zahlreiche Aufgaben in der Praxis eignen sich hervorragend für motivierte Quereinsteiger*innen – vor allem dort, wo es auf Organisationstalent, Kommunikationsfähigkeit und Zuverlässigkeit ankommt. 95 % der Befragten gaben an, am Empfang oder bei der Terminvergabe zu unterstützen. Auch die Organisation des Wartezimmers, die digitale Patientenaufnahme oder Aufgaben im Backoffice (über 60 % der Befragten) zählen zu den typischen Einsatzbereichen.
Der Einstieg in eine Arztpraxis ohne medizinische Ausbildung bringt selbstverständlich Herausforderungen mit sich – das bestätigt auch eine Umfrage des PKV-Instituts. Besonders medizinische Fachbegriffe (58,9 %) und die Abrechnung (52,1 %) bereiten zu Beginn häufig Schwierigkeiten. Doch viele Quereinsteiger*innen begegnen diesen Anforderungen mit Offenheit und Lernbereitschaft. Unterstützt werden sie dabei durch praxisnahe Einarbeitungskonzepte, kollegiale Begleitung und spezifische Fortbildungsangebote – etwa zu Themen wie Terminmanagement, Hygienestandards oder Patientenkommunikation. So gelingt es vielen, sich innerhalb kurzer Zeit gut in den Praxisalltag einzuarbeiten und das Team spürbar zu entlasten.
Gerade in HNO-Praxen, wo Kommunikation und Organisation im Alltag entscheidend sind, punkten viele Quereinsteiger*innen mit relevanten Soft Skills: Empathie im Patientenkontakt, Teamgeist im engen Miteinander und organisatorisches Geschick am Empfang.
Auch Dr. Zander, niedergelassener HNO-Arzt, hat kürzlich eine MFA-Stelle ausgeschrieben – und innerhalb eines Monats vier Bewerbungen erhalten, darunter auch von Quereinsteiger*innen. „Das zeigt: Viele Menschen sind offen für einen Neustart in der Praxis“, so Zander. Zugleich spiegelt es aber auch die aktuelle Bewerberlage wider: Denn obwohl MFA ein beliebter Ausbildungsberuf ist, bleibt die Zahl der Bewerber*innen auf offene Stellen gering – laut Bundesagentur für Arbeit liegt sie bei durchschnittlich 2,1 pro Ausschreibung. Für viele Praxen ist der Quereinstieg daher inzwischen mehr Chance als Notlösung.
Quereinsteiger*innen sind kein Ersatz für eine dreijährige MFA-Ausbildung – aber sie können eine sinnvolle Ergänzung sein. Wer offen für berufsfremde Bewerber*innen ist, sollte klare Strukturen schaffen: ein realistisches Anforderungsprofil, gezielte Einarbeitung und Fortbildungsmöglichkeiten. So profitieren beide Seiten – und die Versorgung bleibt auch in Zeiten des Fachkräftemangels gesichert.
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