• Home
  • Aktuelles
  • Schwindeldiagnostik 2025: Ein Praxis-Blog für HNO-Ärzt*innen

Schwindeldiagnostik 2025: Ein Praxis-Blog für HNO-Ärzt*innen



Schwindel ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in der HNO-Praxis. Die Differenzierung zwischen peripheren und zentralen Ursachen ist entscheidend für eine gezielte und effektive Therapie. Im Folgenden finden Sie einen aktuellen Überblick über Leitlinien, apparative Methoden, Kosten und Abrechnungsmöglichkeiten.

Warum strukturierte Schwindeldiagnostik heute wichtiger ist denn je

Ob Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS), vestibuläre Migräne oder vestibuläre Neuritis – die Beschwerden sind für Patient*innen oft schwer zu beschreiben. Gleichzeitig ist der Leidensdruck bei Betroffenen hoch – und der Wunsch nach einer klaren Diagnose entsprechend groß. Standardisierte Vorgehensweisen und technische Hilfsmittel unterstützen HNO-Ärzt*innen dabei, fundierte Differenzialdiagnosen zu treffen – effizient, nachvollziehbar und wirtschaftlich sinnvoll.

Aktuelle Leitlinien zur Schwindeldiagnostik

Die Diagnostik orientiert sich an den aktuellen AWMF-Leitlinien (z. B. 030-051 Vestibuläre Schwindelsyndrome) und folgt einem strukturierten Stufenkonzept:

  • Anamnese: Symptomdauer, Auslöser, Begleitsymptome, Vorerkrankungen.
  • Klinische Untersuchung: HINTS-Protokoll (Head-Impulse, Nystagmus, Test of Skew) zur Differenzierung zentraler vs. peripherer Ursachen.
  • Basisdiagnostik: Otoskopie, Inspektion, orientierende neurologische Tests.
  • Zusatzdiagnostik: Lagerungsmanöver, kalorische Prüfung, vestibuläre Funktionsdiagnostik.

Wichtig: Die Leitlinie empfiehlt, mit klinischer Untersuchung und Lagerungstests zu starten und dann gezielt apparative Verfahren einzusetzen.

Apparative Methoden:
Welche Technik lohnt sich für die HNO-Praxis?



Methode

Messprinzip & Indikation

Aufwand & Nutzen

vHIT Video-Kopfimpulstest;
prüft alle Bogengänge;
Differenzierung zentral/peripher
Schnell (wenige Minuten),
objektiv, sofort auswertbar
VEMP (c/oVEMP) Test otolithärer Funktion:
cVEMP (Sacculus), oVEMP (Utriculus)
Aufwändiger (ca. 30 Min.),
Elektrodenanlage erforderlich
VNG mit Kalorik Thermische Reizung des horizontalen Bogengangs;
seitengetrennte Bewertung
Mittlerer Aufwand (20–30 Min.),
teils unangenehm
VNG/VOG Erfassung von Nystagmus & Augenbewegungen
(z. B. bei Lagerungsmanövern)
Mittlerer Aufwand,
gute Dokumentation
Posturographie Digitales Gleichgewichtsscreening,
Ermittlung des Sturzrisikos
Minimaler Aufwand,
gut für ältere Patient*innen
OAE/BERA Prüfung der Hörbahn:
Abgrenzung zwischen kochleärer und vestibulärer Ursache
Standard-Hördiagnostik,
sinnvoll bei gemischten Symptomen

 

Anschaffungskosten:
Grobe Richtwerte für die HNO-Praxisplanung

Je nach Funktionsumfang, Anbieter und Gerätekombination liegen die Investitionen:

  • Für vHIT- oder VNG-Systeme: zwischen 10.000 und 15.000 €
  • Für kombinierte Systeme mit VEMP oder Kalorik: 15.000 bis 20.000 € oder darüber
  • Einfachere Systeme für Posturographie oder OAE: ab ca. 5.000 €

Tipp: Viele Systeme sind modular aufgebaut und lassen sich je nach Bedarf erweitern. Zusatzkosten für Installation, Schulung und medizinische Hardware sollten mit eingeplant werden.

Wirtschaftlichkeit und Abrechnung:
Wahlleistungen als Chance

Apparative Verfahren wie vHIT, VEMP oder Posturographie sind nicht Bestandteil des EBM – und genau darin liegt eine wirtschaftliche Chance: Wahlleistungen auf GOÄ-Basis ermöglichen eine hochwertige Diagnostik außerhalb der Budgetgrenzen der gesetzlichen Krankenversicherung.
Typische Wahlleistungen in der Schwindeldiagnostik:

  • VEMP
  • vHIT bei unspezifischem Schwindel
  • Posturographie

Die Honorare liegen erfahrungsgemäß zwischen 40 und 120 € pro Untersuchung, abhängig von Zeitaufwand und Komplexität.

Praxistipp: Private Kassen sind bei der Erstattung apparativer Schwindeldiagnostik in der Regel deutlich großzügiger als die GKV.

Fazit und Praxistipps für die HNO

  • Diagnostik mit Strategie: Für die meisten HNO-Praxen sind vHIT, VNG und ggf. Kooperationen mit Schwindelzentren eine solide Basis. Wer einen Schwerpunkt auf Schwindel legt, profitiert zusätzlich von VEMP, Kalorik oder Posturographie, sollte aber Investitionen und Abrechnungsmöglichkeiten realistisch kalkulieren.
  • Wirtschaftlichkeit: Gerätepreise variieren – vergleichen lohnt sich. Modular aufgebaute Systeme bieten maximale Flexibilität.
  • Abrechnung: GKV deckt die Basisdiagnostik (z. B. Lagerungsmanöver, Kalorik), PKV ist deutlich großzügiger. Wahlleistungen auf GOÄ-Basis sind ein legitimer und wirtschaftlich sinnvoller Zusatzumsatz.
  • Praxistipp: Neben der technischen Ausstattung sind auch Mitarbeiterschulung und ein strukturiertes Anamnesekonzept entscheidend für effiziente Diagnostik.

Mehr rund um die Abrechnung in der HNO-Praxis?


Detaillierte Vorschläge zu Analogziffern, Honorarempfehlungen und Textbausteinen für die Patient*innenaufklärung finden Sie im HNOnet-Wahlleistungskompendium im Mitgliederbereich. Ein Blick lohnt sich – für mehr wirtschaftliche Klarheit und Praxissicherheit bei der Schwindeldiagnostik.

Schwindeldiagnostik2025

 

Mehr Nachrichten:

02. Juli 2025

Schwindeldiagnostik 2025: Ein Praxis-Blog für HNO-Ärzt*innen

12. Juni 2025

Heuschnupfen & Sport: Was HNO-Praxen Patient*innen raten können

28. Mai 2025

Quereinstieg in der HNO-Praxis: Chance für beide Seiten

23. Mai 2025

Facharzt-Paradoxon: Wenn Qualifikation auf Praxisrealität trifft

12. Mai 2025

HNOnet-Umfrage 2025: Praxisstrukturen im Wandel

24. April 2025

Tag gegen Lärm: Wenn Gaming aufs Gehör schlägt

16. April 2025

Koalitionsvertrag 2025: Wo steht die ambulante Versorgung?

01. April 2025

Videosprechstunde in der HNO-Praxis: Neue Regeln, praxisnahe Lösungen

20. März 2025

Aktueller Stand der Dinge bei der Therapieallergene-Verordnung (TAV)

27. Februar 2025

Hörprobleme und Schwindel: So beeinflusst das Gehör das Gleichgewicht

© 2025 by HNOnet