Gutes Hören bedeutet nicht nur, Gespräche klar zu verstehen oder Musik genießen zu können – es spielt auch eine wichtige Rolle für unser Gleichgewicht und unsere räumliche Orientierung. Eine Hörminderung betrifft deshalb weit mehr als nur das Hörvermögen selbst. Sie kann sich auf verschiedene Weise auf unser Gleichgewichtssystem auswirken und das Risiko für Schwindel, Koordinationsprobleme und Stürze deutlich erhöhen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Zusammenhänge, Ursachen und Empfehlungen für die Praxis!
Im Innenohr befinden sich wichtige Strukturen, die unser Gleichgewicht regulieren: die Bogengänge und die Otolithenorgane. Sie arbeiten eng mit unseren Augen (visuelles System) und unserem Körpergefühl (propriozeptives System) zusammen. Kommt es in einem dieser Systeme zu einer Störung, kann das zu Schwindel, Koordinationsproblemen und einem erhöhten Risiko für Stürze führen.
Auch das Hörvermögen trägt maßgeblich zur räumlichen Orientierung bei. So zeigen Studien, dass das Hörvermögen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Balance und der posturalen Kontrolle spielt. Menschen mit Hörverlust leiden deshalb häufiger unter Gleichgewichtsproblemen und haben ein höheres Sturzrisiko. Ursachen dafür sind drei verschiedene Faktoren:
Eine Schädigung des Innenohrs, die zu einer Hörminderung führt, kann auch das Vestibularsystem beeinträchtigen. Dies ist insbesondere bei sensorineuralen Hörverlusten der Fall, bei denen die Haarzellen in der Cochlea geschädigt sind. Da diese Haarzellen sowohl für das Hören als auch für das Gleichgewicht verantwortlich sind, kann ihre Schädigung zu Gleichgewichtsstörungen führen.
Das Hören spielt eine wichtige Rolle bei der räumlichen Orientierung. Menschen nutzen Geräusche, um sich in ihrer Umgebung zu orientieren und ein Gefühl für die Distanz und Richtung von Objekten zu bekommen. Eine Hörminderung kann diese auditive Orientierung einschränken und somit das Gleichgewicht negativ beeinflussen.
Menschen mit Hörminderung müssen oft zusätzliche kognitive Ressourcen aufwenden, um Gespräche und Umgebungsgeräusche zu verstehen. Diese zusätzliche Belastung kann die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, Gleichgewichtsaufgaben effektiv zu steuern, was zu Unsicherheit und erhöhtem Sturzrisiko führt.
Hören und Gleichgewicht sind eng miteinander verknüpft. Achten Sie deshalb besonders bei Patient*innen mit fortgeschrittener Hörminderung darauf, auch eine Gleichgewichtsdiagnostik durchzuführen. Umgekehrt kann eine gezielte Hörrehabilitation – etwa durch Hörgeräte oder Cochlea-Implantate – bei Patient*innen mit Gleichgewichtsstörungen entscheidend zur Verbesserung der Balance beitragen. Je früher Sie Gleichgewichtsprobleme erkennen und behandeln, desto effektiver können Sie Stürzen vorbeugen und die Lebensqualität Ihrer Patient*innen entscheidend verbessern.
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