• Home
  • Aktuelles
  • Was unterscheidet Tinnitus-DiGAs von Tinnitus-Apps?

Was unterscheidet Tinnitus-DiGAs von Tinnitus-Apps?

Was unterscheidet Tinnitus-DiGAs von Tinnitus-Apps?

Tinnitus zählt zu den häufigsten HNO-Beschwerden. Rund fünf bis 15 Prozent aller Erwachsenen erleben länger andauernde Ohrgeräusche – oft als Fiepen oder Rauschen im Ohr. Auch wenn Tinnitus medizinisch meist nicht gefährlich ist, kann er die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, etwa durch Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder Ängste. Digitale Anwendungen versprechen hier Unterstützung. Dabei gibt es aber große Unterschiede – vor allem zwischen frei verfügbaren Apps und denjenigen, die als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zugelassen sind. Was unterscheidet die Tinnitus-Apps auf Rezept von herkömmlichen Anwendungen?

Stiftung Warentest: Nur DiGAs schneiden gut ab

Einen aktuellen Überblick über digitale Hilfsangebote gegen Tinnitus bietet ein Test der Stiftung Warentest. Im August 2025 hat das renommierte Institut sieben Tinnitus-Apps geprüft. Das Ergebnis ist eindeutig: Nur zwei Apps konnten überzeugen:

  • Kalmeda erhielt die Note 2,1 – eine klare Empfehlung. Das Angebot setzt auf Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und bietet beispielsweise Übungen zu Achtsamkeit, Entspannung und Akzeptanz. Betroffene sollen dadurch neue Bewältigungsstrategien entwickeln. Eine wissenschaftliche Studie bestätigt die Wirkung.
  • Meine Tinnitus App wurde mit der Note 2,6 bewertet. Die App vermittelt Schritt für Schritt Wissen über Tinnitus und zeigt praktische Ansätze, um mit den Ohrgeräuschen besser umzugehen. Der Nutzen wurde ebenfalls in einer Studie belegt – wenngleich die Prüfer methodische Schwächen anmerkten.

Ganz anders fällt das Urteil bei den übrigen fünf getesteten Apps aus: Sie boten meist nur Geräuschkulissen oder oberflächliche Informationen. Evidenzbasierte Nachweise fehlten, Datenschutzregelungen waren teilweise unzureichend. Die Bewertung der Stiftung Warentest reichte von „ausreichend“ bis „mangelhaft“.

Dabei wird ein Unterschied sofort deutlich: Beide empfohlenen Apps gegen Tinnitus sind als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zugelassen. Die übrigen Apps können bei den hohen Anforderungen offensichtlich nicht mithalten. Das Ergebnis der Stiftung Warentest bestätigt damit eine Kurzanalyse verschiedener Apps gegen Tinnitus, die das HNOnet im Jahr 2024 veröffentlicht hat.

Was macht Tinnitus-DiGAs besonders?

Der entscheidende Unterschied zwischen Tinnitus-DiGAs und herkömmlichen Apps liegt in der Zulassung:

  • Listung im DiGA-Verzeichnis: DiGAs müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft und in ein offizielles Verzeichnis aufgenommen werden.
  • Wissenschaftliche Studie: Voraussetzung ist die nachgewiesene medizinische Wirksamkeit oder bei einer vorläufigen Zulassung zumindest eine laufende klinische Studie.
  • Geprüfte Qualität: Eine Listung als DiGA setzt eine hohe Datensicherheit und Nutzerfreundlichkeit voraus. Darüber hinaus gelten Vorschriften wie das Verbot von Werbung oder Verkaufsangeboten in der App.
  • Verschreibungsfähigkeit: Ärzt*innen können DiGAs regulär verordnen („App auf Rezept“). Die Krankenkassen sind verpflichtet, die Kosten zu übernehmen.

Damit unterscheiden sich DiGAs grundlegend von frei verfügbaren Apps: Sie sind Teil der Regelversorgung, wissenschaftlich fundiert und unterliegen strengen Qualitätsanforderungen.

Welche Rolle spielen Tinnitus-DiGAs für HNO-Praxen?

Tinnitus-DiGAs ersetzen keine ärztliche Beratung und Behandlung. Als Alltagshelfer können sie jedoch – erwiesenermaßen – dabei helfen, Tinnitus-Symptome zu verringern. Für HNO-Praxen ergeben sich klare Vorteile: Mit Tinnitus-DiGAs lassen sich Betroffene evidenzbasiert unterstützen – ergänzend zu den klassischen Behandlungsoptionen. Dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen, erleichtert den Zugang und senkt die Hemmschwelle für Patient*innen.

Die Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt deutlich: Nur geprüfte DiGAs bieten Patientinnen mit Tinnitus einen nachgewiesenen Nutzen. Für HNO-Praxen lohnt es sich daher, Kalmeda oder Meine Tinnitus App aktiv in die Beratung einzubeziehen. Patientinnen profitieren von geprüfter Qualität, Kostenerstattung und einem klaren Leitfaden im Umgang mit ihren Beschwerden.

Wichtig bleibt dabei die Aufklärung: Auch DiGAs können Tinnitus nicht heilen. Sie helfen jedoch, die Wahrnehmung zu verändern und die Belastung im Alltag zu reduzieren. Somit sind DiGAs ein echter Fortschritt für eine moderne Gesundheitsversorgung – insbesondere im Vergleich zu den frei verfügbaren Alternativen.

Was unterscheidet Tinnitus-DiGAs von Tinnitus-Apps?

 

 

 

Mehr Nachrichten:

18. September 2025

Was unterscheidet Tinnitus-DiGAs von Tinnitus-Apps?

11. September 2025

Allergieprobleme bei Wetterumschwung – Was steckt dahinter?

18. August 2025

Neues automatisches Pollenmonitoring verbessert Pollenflug-Prognose

18. August 2025

Laute Musik und Festivals: Gefahr fürs Ohr

04. August 2025

Honorar in der HNO-Praxis: Inflation frisst Wachstum auf

28. Juli 2025

ePA-Pflicht ab Oktober: Was HNO-Praxen wissen müssen

08. Juli 2025

Telemedizin in der HNO-Praxis: In 5 Schritten zur Videosprechstunde

02. Juli 2025

Schwindeldiagnostik 2025: Ein Praxis-Blog für HNO-Ärzt*innen

12. Juni 2025

Heuschnupfen & Sport: Was HNO-Praxen Patient*innen raten können

28. Mai 2025

Quereinstieg in der HNO-Praxis: Chance für beide Seiten

© 2025 by HNOnet