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Allergieprobleme bei Wetterumschwung – Was steckt dahinter?

 

Plötzliche allergische Beschwerden, unabhängig von der eigentlichen Pollensaison – dieses Bild ist nicht unbekannt. Auch Praxen im HNOnet berichten davon. Auffällig ist dabei: Die Beschwerden häufen sich an Tagen mit starkem Wetterwechsel. Aber warum steigt die Zahl der akut betroffenen Allergiepatientinnen bei Wetterumschwüngen deutlich an? Wir beleuchten, warum Allergiker*innen so sensibel auf wechselhaftes Wetter reagieren.

Ein Wetterumschwung bedeutet in der Regel abrupte Änderungen bei Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Wind. Diese Parameter wirken sich direkt auf unsere Atemwege und das Immunsystem aus. Während einige Menschen leichte Kreislaufprobleme spüren, können sich bei Allergiker*innen die Symptome massiv verschärfen.

Ein typisches Beispiel: Ein sonniger, warmer Tag schlägt am Nachmittag in ein kräftiges Gewitter um. Für Pollenallergiker*innen kann das zur echten Herausforderung werden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erklärt, dass solche Wetterphänomene mit einer erhöhten Freisetzung und Verteilung von Pollen, Sporen und anderen Reizstoffen einhergehen können – ein ideales Szenario für allergische Reaktionen.

Warum verstärken sich Allergien bei Wetterumschwung?

  • Pollenaufwirbelung und Pollenkonzentration: Ein starker Wind oder fallender Luftdruck kann große Mengen an Pollen aus dem Boden oder von Pflanzen aufwirbeln. Selbst nach Regenschauern können Pollen durch Folgetrockenheit und Böen erneut in die Luft gelangen. Die wechselnden Luftströmungen führen dann dazu, dass Allergene plötzlich in ungewöhnlich hoher Konzentration in die Atemwege gelangen – mit entsprechenden Folgen für Menschen, die beispielsweise unter Heuschnupfen leiden.
  • Luftschadstoffe als Verstärker: An Tagen mit wechselhaftem Wetter ist die Luft teilweise besonders stark mit schädlichen Stoffen belastet. Bei Kälteeinbrüchen können etwa Feinstaub oder Stickoxide nicht mit der wärmeren Luft aufsteigen. Stattdessen werden diese Schadstoffe bodennah konzentriert. Hier wirken sie gemeinsam mit den saisonalen Pollen und reizen die Schleimhäute, was die Aufnahme von Allergenen erleichtert.
  • Reizung der Schleimhäute durch Druckwechsel: Luftdruckveränderungen wirken sich auch auf die Nasennebenhöhlen und Schleimhäute aus. Sie schwellen an, werden empfindlicher und durchlässiger für Pollen. Allergische Reaktionen können sich dadurch verstärken. Manche Patient*innen berichten an solchen Tagen auch über Kopfschmerzen oder Druckgefühle im Gesicht – klassische Symptome aus dem HNO-Bereich.
  • Thunderstorm-Asthma: Bei Gewittern zerplatzen Pollen durch die Feuchtigkeit und den Luftdruck in mikroskopisch kleine Partikel. Diese können anschließend tief in die Lunge eindringen und dort schwere Symptome oder sogar asthmatische Anfälle auslösen – selbst bei Menschen, die normalerweise nur leichte Beschwerden zeigen. Dieses Phänomen ist als Thunderstorm-Asthma (Gewitterasthma) bekannt und wurde in den letzten Jahren wissenschaftlich gut dokumentiert. In Deutschland sind Wetterbedingungen mit derart extremen Folgen allerdings sehr selten.

Wer ist besonders betroffen?

Menschen mit saisonalen Allergien, etwa gegen Birken-, Gräser- oder Ambrosiapollen, reagieren üblicherweise besonders empfindlich auf wetterbedingte Veränderungen. Aber auch Asthmatikerinnen und Patientinnen mit Kreuzallergien oder gereizten Schleimhäuten sind an solchen Tagen stärker gefährdet. In Städten, wo Schadstoffkonzentrationen und Mikroklima-Effekte stärker ausgeprägt sind, ist das Risiko erhöht. Dabei spielt auch die Temperatur eine Rolle, die in Ballungsräumen häufig etwas höher ist als in ländlichen Gebieten. Allerdings führt der Klimawandel dazu, dass die Durchschnittstemperaturen in ganz Deutschland zunehmen. Wissenschaftlich ist gut erforscht, dass dies Allergieprobleme langfristig klar verstärkt. Dazu tragen beispielsweise auch häufigere Starkwetterereignisse und ausgedehnte Blühzeiten bei. Einen detaillierten Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels auf allergische Erkrankungen bietet eine im Journal of Health Monitoring (2023) veröffentlichte Übersichtsarbeit des Robert-Koch-Instituts.

Was können Betroffene tun?

Auch wenn Wetterumschwünge nicht beeinflussbar sind – Allergiker*innen können einiges tun, um die Beschwerden zu minimieren:

  • Tagesaktuelle Pollenflugvorhersagen nutzen, etwa vom Deutschen Wetterdienst – ab 2026 wird das Pollenmonitoring noch genauer
  • Wohnräume in pollenarmen Zeiten lüften – vor allem früh morgens oder nachts
  • Nach dem Aufenthalt im Freien die Kleidung wechseln und Haare waschen
  • Regelmäßig die Nase spülen und antiallergische Medikamente anwenden

Spätestens wenn Symptome ständig wiederkehren oder zu einer starken Belastung werden, empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung in der HNO-Praxis Ihres Vertrauens. HNO-Praxen können rund um wetterbedingte Allergiebelastungen kompetent beraten und bisher nicht diagnostizierte Allergien feststellen. Auch Therapien wie die klassische Hyposensibilisierung finden in der HNO-Praxis statt.

Wetterwechsel sind ernste Allergie-Trigger

Die Häufung allergischer Beschwerden bei Wetterwechseln ist kein Zufall, sondern das Ergebnis komplexer Umweltprozesse, die auf Pollen, Schadstoffe und unsere Schleimhäute wirken. Für Allergiker*innen sind Tage mit starkem Wetterumschwung eine echte Belastung. Umso wichtiger ist es, diese Zusammenhänge zu kennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen – sowohl im privaten Alltag als auch in der HNO-Praxis. Denn mit gut informierten Patient*innen, gezielter Diagnostik und vorausschauender Allergieberatung lassen sich viele Beschwerden deutlich lindern – auch an Tagen, an denen das Wetter macht, was es will.

 Wetterumschwung Allergie

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