Bei einigen Patient*innen gehören Ohrenstöpsel fest zum Schlafen dazu. Sie schützen vor unangenehmen Geräuschen wie nächtlichem Autolärm oder schnarchenden Bettnachbarn. Eine gute Sache also! Doch die künstliche Ruhe hat auch ihre Schattenseiten. Ist das Schlafen mit Ohrenstöpseln aus HNO-ärztlicher Sicht unbedenklich?
Ohrenstöpsel begünstigen Hyperakusis
Der Gebrauch von Ohrenstöpseln beim Schlafen birgt Risiken. Denn die Verwendung der Stöpsel führt auf Dauer zu einer veränderten Hörverarbeitung. Diese sorgt normalerweise dafür, dass nur wichtige Geräusche bewusst wahrgenommen werden, während unwichtige Geräusche herausgefiltert werden. Kommt es durch die Stöpsel zu einer künstlichen Schwerhörigkeit, beginnt die Hörverarbeitung, alle Geräusche zu verstärken, damit das Gehirn ausreichend Informationen über die Umgebung erhält. Vor allem nachts, wenn wir nichts sehen, kann dieser akustische Input unter Umständen (über-)lebenswichtig sein. Bei regelmäßiger Anwendung kommt es dadurch aber zu einer Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis), die wiederum mit Ohrenstöpseln bekämpft wird.
Mangelnde Belüftung der Gehörgänge
Ein zweiter Nachteil der Ohrenstöpsel ist der Kontakt mit der sehr empfindlichen Haut der Gehörgänge. Dies verhindert die Selbstreinigung der Gehörgänge und begünstigt vor allem bei Atopikern Ekzeme und Entzündungen. Verstärkt wird dieser Effekt durch den luftdichten Abschluss der Gehörgänge. Durch die fehlende Belüftung entsteht ein regelrechter Brutkasten mit 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und 37 Grad Temperatur – für Keime aller Art ideale Bedingungen. Die Folgen können Ohrenschmalzansammlungen und Entzündungen sein.
Wie HNO-Ärzt*innen helfen können
Der kurzzeitige Gebrauch von Ohrenstöpseln als Lärmschutz bei hoher Lärmbelastung wie Konzerten oder der Arbeit an Maschinen kann von HNO-ärztlicher Seite durchaus empfohlen werden. Bei einer dauerhaften Anwendung während des Schlafes sollte man jedoch genauer hinschauen. Denn häufig tragen Patient*innen einen Gehörschutz, weil ihr Partner oder ihre Partnerin schnarcht. Hier ist es besser, die Ursache des Schnarchens – wie Schlafapnoe oder bestimmte Anatomieverhältnisse – zu erforschen, als das Problem mit Stöpseln zu umgehen. Denn der dauerhafte Einsatz von Ohrenstöpsel kann im Zweifelsfall die eigene HNO-Gesundheit gefährden. Ohrstöpsel sind also Fluch und Segen zugleich – wichtig ist, dass wir genau nach der Ursache forschen und Patient*innen auf mögliche Risiken hinweisen.
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