KI und ihre Potenziale für die HNO-Heilkunde

Chat-GPT, Roboter und Co. – die künstliche Intelligenz (KI) ist aktuell in aller Munde. Immer mehr Branchen integrieren die KI in ihre Arbeit, um Prozesse zu optimieren, Zeit zu sparen und präzisere Ergebnisse zu erhalten. Auch in der HNO-Heilkunde ermöglicht die KI neue innovative Anwendungsszenarien. Welche Potenziale bietet die KI für HNO-Ärzt*innen?

Vielfältige HNO-Anwendungen

Die Anwendungsmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz in der HNO-Heilkunde sind so innovativ wie vielfältig. Von Hörgeräten bis hin zu Operationen – die künstliche Intelligenz bietet viele Potenziale, die Versorgung von HNO-Patient*innen zu verbessern:

  • Hörgeräte mittels Algorithmus: Die Hochschule Luzern (HSLU) und der Hörgerätehersteller Sonova arbeiten an einem KI-Projekt zur Optimierung von Hörgeräten. Das Ziel: Hörgeräte sollen so optimiert werden, dass sie automatisch relevante Audiosignale identifizieren und störende Hintergrundgeräusche herausfiltern können. Derzeit wird der Algorithmus noch mit Daten trainiert, damit er in Zukunft die wichtigsten akustischen Signale erkennen kann. Der Abschluss des Projekts ist für das Jahr 2024 geplant.

  • Implantierbare Hörgeräte: Eine Forschungsgruppe in Dresden plant, implantierbare Hörgeräte zu entwickeln. Mit Hilfe von KI und Hirnstromanalyse sollen die Geräte gesprochene Sprache besser verstehen als heutige Systeme und auch Hintergrundgeräusche besser herausfiltern. Diese Technologie ist auch für Cochlea-Implantate vorgesehen. Die ersten Algorithmen werden in etwa drei Jahren verfügbar sein.

  • Diagnostik: Darüber hinaus kann KI bei der Auswertung von bildgebenden Verfahren wie MRTs und CT-Scans helfen, Auffälligkeiten oder Anomalien im Bereich von Kopf und Hals zu erkennen. Durch die Analyse großer Datenmengen können KI-Algorithmen Muster und Zusammenhänge erkennen, die für das menschliche Auge nur schwer wahrnehmbar sind. Dies ermöglicht eine schnellere und präzisere Diagnosestellung. Insbesondere bei Kopf-Hals-Tumoren, die häufig lange Zeit unerkannt bleiben, kann eine frühere Diagnose entscheidend für den Krankheitsverlauf sein. Derzeit arbeiten Hochschulen wie die Universität Jena und die Universität Erlangen daran, das Verfahren zu optimieren.

  • Roboter-assistierte HNO-Operationen: Zur Behandlung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich hat sich in der HNO-Heilkunde eine neue Technik etabliert, bei der durch den Mund weitestgehend ohne Schnitt von außen operiert wird: die transorale roboterassistierte Chirurgie. Durch die Operation mittels Roboterassistenz wird eine weniger invasive Operation möglich.

Die Rolle der KI in der HNO-Praxis

KI bietet einen besonders großen Vorteil: Wie das menschliche Gehirn kann KI riesige Datenmengen in kürzester Zeit verarbeiten und komplexe Muster erkennen, aber KI lernt wesentlich schneller, da es mehr Datenmengen in kürzerer Zeit auswerten kann. Während ein kindliches Gehirn Jahre braucht, um Geräusche sinnvoll zu interpretieren, kann KI das bei entsprechender Rechenleistung in wenigen Wochen oder Monaten lernen. So profitieren HNO-Ärzt*innen durch den Einsatz von KI von einer noch präziseren und effizienteren Datenanalyse, die der Behandlung von Patient*innen zugutekommt. Ob in der Diagnostik, bei Operationen oder der Weiterentwicklung von Hörhilfen – künstliche Intelligenz bietet heute und in Zukunft ein großes Potenzial für innovative Lösungen in der HNO-Praxis.

Hausarztvermittlung Update

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