Nach Schätzungen setzen HNO-Ärzt*innen pro Jahr circa 5000 Patient*innen ein elektrisches Cochlea-Implantat (CI) ein. Die Mehrheit der Patient*innen ist damit zufrieden, da ein Stück Lebensgefühl zurückgewonnen wird. Allerdings kann die Hörqualität unter bestimmten Umständen gering ausfallen. Forscher*innen der Universität Göttingen arbeiten daher derzeit an einer opto-genetischen Methode mit optischem Cochlea-Implantat. Diese Innovation könnte die Zukunft des CI wesentlich und nachhaltig beeinflussen.
Für Menschen mit Hörproblemen ist die Lebensqualität häufig eingeschränkt: sowohl psychisch, physisch als auch sozial. Umso wichtiger ist, dass immer mehr HNO-Ärzt*innen ein CI transplantieren. Forschungen zufolge kommt das CI bereits in über 80 Ländern zum Einsatz. Betroffene berichten überwiegend Positives. Doch elektrische CI können fehleranfällig sein und ermöglichen laut Forscher*innen der Universität Göttingen zwar das Hören – aber mit Abstrichen bei der Qualität. Die begrenzte spektrale Auflösung erschwert das Verstehen der Sprache mit Hintergrundgeräuschen und das Hören von Musik. Gemeinsam mit weiteren Forschungsteams wie dem Institute of Bioengineering of Catalonia arbeitet die Universitätsmedizin Göttingen derzeit an einer neuartigen und innovativen Therapiemethode – dem opto-genetischen CI. Mithilfe von Optogenetik soll die Hörleistung und Qualität verbessert werden.
Eine derartige Methode mit Licht wurde bereits bei Patient*innen mit erblich bedingter Blindheit klinisch erprobt. In der Hals-Nasen-Ohrenforschung werden für das optische CI molekulare Prothesen in die Hörnervenzellen eingebaut und durch Lichtstrahlen zielsicher angesteuert. Das Licht aktiviert dabei den Hörnerv und hat damit gegenüber dem klassischen, elektrischen CI den Vorteil, dass sich die spektrale Auflösung verbessert. Bei Wüstenrennmausen hat die Aktivierung der Zellen durch das Licht bereits funktioniert. Anstelle der sonst erforderlichen genetischen Manipulation braucht es dafür allerdings einen pharmakologischen Wirkstoff.
Bevor HNO-Ärzt*innen Patient*innen eine Alternative zum elektrischen CI anbieten können, bedarf es zunächst weiterer Tierversuche. Ab 2026 sollen erste Tests zum opto-genetischen CI in der Patientenforschung folgen. Dann können bald auch Patient*innen in der Praxis von der Innovation profitieren.
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