Einseitige Stimmlippenlähmungen führen zu Heiserkeit, die sich auch durch logopädische Therapien nicht immer vollständig zurückbildet. Durch den Einsatz von Bioimplantaten können die Symptome einer Stimmlippenlähmung deutlich gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Experten der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie evaluierten auf der 93. Jahresversammlung, dass bei einer einseitigen Stimmlippenlähmung beispielsweise eine Hyaluronsäure-Injektion oder ein Komposit-Implantat helfen kann. Bei der schwerwiegenderen beidseitigen Lähmung ist aktuell ein Implantat, welches elektrische Impulse sendet, in der klinischen Erprobung.
Ursachen der Stimmlippenlähmung
Die Entstehung einer Stimmlippenlähmung kann verschiedene Ursachen haben. Infektionen, Autoimmunprozesse oder Nervenverletzungen bei Operationen, die beispielsweise an der Schilddrüse oder Halswirbelsäule vorgenommen werden, können eine Erschlaffung der Kehlkopfmuskulatur zur Folge haben. In einigen Fällen sind auch onkologische Erkrankungen oder ein Schlaganfall Auslöser. Diese Störungen und Erkrankungen schädigen wichtige Steuerzentren im Gehirn oder beeinträchtigen die zum Kehlkopf ziehenden Nervenstränge. Dadurch entsteht je nach Intensität und Dauer der individuellen Schädigung ein temporärer oder dauerhafter Kontrollverlust über die Stimmlippen.
Bioimplantat hilft bei einseitiger Stimmlippenlähmung
Eine einseitige Lähmung der Stimmlippen macht sich durch eine rauchige, kratzige Stimme bemerkbar. Die betroffene Stimmlippe weicht in diesem Fall von der Mittellinie ab, kann sich nicht an die gesunde Stimmlippe annähern und die Stimmritze schließen. Mit operativen Eingriffen kann allerdings Abhilfe geschaffen werden. Bisher wurden biokompatible Füllmaterialien, körpereigenes Fett oder auch Hyaluronsäure zur Unterspritzung der erschlafften Stimmlippe verwendet. In einigen Fällen kann aber der Einsatz eines so genannten Komposit-Implantats notwendig sein. Dieses Implantat enthält ein Silikonkissen, in dem sich eine Kochsalzlösung befindet. Nach der Operation kann bei der Betroffenen Person jederzeit und nach Bedarf eine Nach- bzw. Feinjustierung der Stimmlippenstellung vorgenommen werden, indem Kochsalzlösung in das Kissen gespritzt wird. Die notwendige Menge wird unter Kontrolle der Stimme individuell angepasst.
Kehlkopfschrittmacher als ergänzende Behandlungsoption
Die Behandlung der selteneren beidseitigen Stimmlippenlähmung besteht meist aus einer operativen Vergrößerung der Stimmritze. Auf diese Weise kann die Atmung erleichtert werden, die Stimmqualität jedoch wird nicht verbessert. Mithilfe mikrochirurgischer Verfahren und der Entwicklung eines Kehlkopfschrittmachers kann nun sowohl eine Verbesserung der Atmung als auch der Erhalt der Stimme erreicht werden. Ein Implantat übernimmt durch präzise elektronische Impulse die Steuerung der Kehlkopfmuskeln, sodass ein Wechsel zwischen Atem- und Sprechstellung der Stimmlippen erzielt wird. Dieser Therapieansatz befindet sich zwar noch in der Entwicklung, soll aber bereits in naher Zukunft die bereits zugelassenen Bioimplantate als Behandlungsoption ergänzen.
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